Lebensmittelschutz-Initiative lanciert: Für den Schutz von Mensch, Tier und Umwelt

Bern, 3. September 2024 - Der Verein für gentechnikfreie Lebensmittel lanciert heute die eidgenössische Volksinitiative «Für gentechnikfreie Lebensmittel (Lebensmittelschutz-Initiative)». Die Initiative fordert strikte Regeln für den Einsatz von Gentechnik in der Schweizer Landwirtschaft, um Mensch, Tier und Umwelt zu schützen.

Die Mehrheit der Schweizer Konsument:innen lehnt die Gentechnik ab. Noch gilt in der Schweiz ein Moratorium für den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen. Es läuft nächstes Jahr aus.

Die Chemie- und Saatgut-Konzerne haben den Druck auf die Politik erhöht mit dem Ziel, dass gentechnisch veränderte Organismen so schnell wie möglich in der Schweiz angebaut, importiert und verkauft werden dürfen.

Die Lebensmittelschutz-Initiative fordert strenge Regeln für die Gentechnik zum Schutz von Mensch, Tier und Umwelt. Sie fordert konkret:

  • Wahlfreiheit: Konsument:innen sollen auch in Zukunft entscheiden können, ob sie gentechnisch veränderte Lebensmittel konsumieren wollen oder nicht.

  • Umfassende Risikoprüfung: Alle gentechnisch veränderten Organismen müssen im Sinne des Vorsorgeprinzips streng auf Risiken geprüft werden.

  • Klare Kennzeichnung: Gentechnisch veränderte Lebensmittel müssen transparent gekennzeichnet werden.

  • Schutz der gentechnikfreien Landwirtschaft: Bäuerinnen und Bauern, die ohne Gentechnik produzieren wollen, sollen das auch in Zukunft tun können. Klare Regeln sollen eine Koexistenz ermöglichen und Verunreinigungen verhindern.

  • Förderung der Forschung: Die Initiative unterstützt die Forschung und Züchtung für eine gentechnikfreie Landwirtschaft.

  • Moratorium verlängern: Bis zum Inkrafttreten der Ausführungsbestimmungen der Initiative dürfen keine gentechnisch veränderten Organismen, die zu landwirtschaftlichen, gartenbaulichen oder forstwirtschaftlichen Zwecken bestimmt sind, angebaut und in Verkehr gebracht werden.

An der Medienkonferenz haben verschiedene Referentinnen und Referenten die Notwendigkeit der Lebensmittelschutz-Initiative herausgestrichen.

Hinter der Lebensmittelschutz-Initiative stehen ein breit abgestütztes, überparteiliches Komitee und der Verein für gentechnikfreie Lebensmittel. Die Initiative wird von Einzelpersonen und Organisationen aus den Bereichen Landwirtschaft, Konsument:innen- und Umweltschutz unterstützt. Die Unterschriftensammlung für die Lebensmittelschutz-Initiative beginnt heute.

Zitate der Redner:innen

Martin Graf, Ing. Agr. ETH, Alt Regierungsrat ZH, Co-Präsident des Vereins für gentechnikfreie Lebensmittel und Geschäftsführer Gen Au Rheinau: «Vor 20 Jahren haben wir uns für das Gentech-Moratorium eingesetzt. Mit der Lebensmittelschutz-Initiative setzen wir dieses Engagement fort und werden entschlossen für die gentechnikfreie Landwirtschaft und den Schutz von Mensch, Tier und Umwelt einstehen»

Martina Munz, Agronomin, Nationalrätin (SP) und Präsidentin der Schweizer Allianz Gentechfrei: «Das Vorsorgeprinzip ist fest in der Verfassung verankert. Das Risiko der neuen Gentechnik ist real. Es braucht deshalb klare Regeln, um Mensch, Tier und Umwelt vor Missbräuchen und gefährlichen Auswirkungen der Gentechnik zu schützen, wenn das Moratorium Ende 2025 zu Ende geht».

Vanessa Renfer, Bäuerin, Mitglied von Uniterre: «Wenn sich die Agrochemie- und Gentechnik-Konzerne mit der Liberalisierung dieser Technologien durchsetzen, verlieren wir, die Produzenten und Konsumenten, unsere Wahlfreiheit und unsere Ernährungssouveränität. Wir fordern das Recht, auf Gentechnik zu verzichten, und eine starke Unterstützung für eine gentechnikfreie Landwirtschaft und Forschung».

Urs Brändli, Landwirt, Präsident Bio Suisse: «Der Biolandbau verzichtet aus guten Gründen auf bestimmte problematische Stoffe und Praktiken. Bei der Gentechnik fordern wir klare Regeln, sodass die Kosten und Risiken nicht durch unsere Bauern und Konsumentinnen getragen werden müssen.»

Ruedi Vögele, Landwirt, Verwaltungsrat Sativa und SVP-Gemeindepolitiker: «Jedes Leben startet in einem Samenkorn - wer die Kontrolle über das Saatgut hat, hat die Kontrolle über das Leben - für die biologische Züchtung ist eine Gentechnikfreie Sortenvielfalt und deren Zugänglichkeit die Basis für die Züchtung und Entwicklung resilienter Sorten.»

Simon Degelo, Policy Advisor für Saatgut und Biodiversität, SWISSAID: «Ein Freipass für die neuen gentechnischen Verfahren nützt nur den Saatgutkonzernen: Sie bekämen noch mehr Marktmacht. Für ein zukunftsfähige und nachhaltige Landwirtschaft müssen hingegen die Kleinbäuer:innen im globalen Süden gestärkt werden: Indem sie Saatgut züchten, schützen sie die Saatgutvielfalt und reduzieren den Hunger weltweit.»

Monika Messmer, Co-Leiterin Gruppe Pflanzenzüchtung, FiBL, Frick: «Die neue Gentechnik liefert der Wissenschaft wichtige Erkenntnisse über die Funktion einzelner Gene und deren Genregulation. Die Pflanze besitzt jedoch etwa 20'000 Gene. Deren Zusammenspiel und Wechselwirkung mit der Umwelt entscheidet wie robust und ertragsstabil eine Sorte ist. Die Modifikation einzelner Gene wird daher nicht ausreichen, um dem Klimawandel zu trotzen und nachhaltige Ernährungssystems zu erreichen.»

Fabien Fivaz, Biologe, Nationalrat (Grüne), Präsident StopOGM: «Die Gentechnik wird oft als einziger möglicher Lösungsweg in der Klimakrise dargestellt. Dabei wird die weit überwiegende Mehrzahl der Sorten klassisch gezüchtet. Und es gibt vielversprechende Methoden, die Förderung verdienen. Vielfalt und Zusammenarbeit sind der Schlüssel zur Zukunft der Landwirtschaft.»

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Lebensmittelschutz-Initiative fordert strikte Gentechnik-Regeln zum Schutz von Mensch, Tierund Umwelt