Aufgedeckt: So will Migros Gentechnik auf Schweizer Teller bringen

Tschüss Nachhaltigkeit! Migros will Gentechnik ohne Kennzeichnung und ohne Kontrollen in die Schweiz bringen. Ein Geheimpapier enthüllt die heimlichen Gentech-Pläne des orangen Riesen.

Donnerstag ist Showtime: Migros lädt Prominente aus Politik und Wirtschaft nach Oerlikon ein. Hier will der Konzernchef Mario Irminger seine neue «Nachhaltigkeitsstrategie 2030» vorstellen. Doch hinter den Kulissen hat sich die Migros längst vom Umweltschutz losgesagt: Wie ein vertrauliches Dokument enthüllt, lobbyiert die Migros für eine sehr weitgehende Deregulierung der Gentechnik – als Vorstandsmitglied des wenig bekannten Vereins «Sorten für morgen».

Und dies mit Etikettenschwindel: Der Begriff «Gentechnik» soll konsequent durch «neue Züchtungsmethoden» ersetzt werden. Die Migros will keine klare Deklaration auf der Verpackung: Wo in Zukunft Gentechnik drin ist, soll nicht mehr Gentechnik drauf stehen!

Migros bricht mit eigenen Werten

Das durchgesickerte Lobby-Papier belegt: Die Migros hat die Seite gewechselt! Die Statuten der Migros verpflichten das Unternehmen zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen und zur Vertretung der Interessen der Bevölkerung gegenüber Wirtschaftsverbänden. Trotzdem steht der neue Migros-Chef Mario Irminger bei der Gentechnologie plötzlich auf der Seite von Agro- und Chemiekonzernen – offenbar aus Profitinteressen.

Der Druck von Migros und der Gentechnik-Lobby zeigt bereits Wirkung: Der Tagesanzeiger berichtete, dass Bundesrat Albert Röstis Umweltdepartement den wissenschaftlich korrekten Begriff «Gentechnik» im Gesetzesentwurf mit der Formulierung «neue Züchtungsmethoden» ersetzt habe.

Der Verein für gentechnikfreie Lebensmittel hat darum einen Protestbrief an Migros-Chef Mario Irminger verfasst. Der Brief fordert die Migros auf, den Gentech-Etikettenschwindel zu stoppen und sich für eine Landwirtschaft einzusetzen, die auf Vielfalt statt Gentechnik baut. Über 30'000 Personen haben in nur einer Woche den Protestbrief unterzeichnet.

Eine weitere Forderung des Briefes ist, dass Migros sofort aus dem Gentech-Lobbyverein «Sorten für morgen» aussteigt, der den vertraulichen Gesetzesentwurf an Bundesrat Rösti verschickt hat. Migros ist seit der Gründung 2021 im Verein dabei und mit Gabi Buchwalder, Migros-Projektleiterin Wirtschaftspolitik, im Vereinsvorstand vertreten. 

Im 100-Jahr-Jubiläumsjahr des orangen Riesen zählen Taten statt Worte. Am kommenden Donnerstagabend, 20. März, präsentiert Migros geladenen Gästen ihre neue «Nachhaltigkeitsstrategie 2030» in Oerlikon. Als eines der grössten Unternehmen der Schweiz entscheidet die Migros über die Zukunft unserer Landwirtschaft und Ernährung. Darum der Appell an Migros-Chef Irminger: Nehmen Sie die gesellschaftliche Verantwortung wahr und führen Sie die jahrzehntelange Tradition der Migros weiter!

Gentechnik: Zurück im Bundeshaus

Nach zwanzig Jahren Gentechnik-Moratorium ist das Thema zurück auf der Schweizer Polit-Agenda. Anfang März hat der Nationalrat zwar einem Vorstoss zugestimmt, der das geltende Anbauverbot für gentechnisch veränderte Pflanzen (Moratorium) um fünf Jahre verlängern will, doch das ist nicht alles.

Der Bundesrat plant, wie er im Herbst angekündigt hat, ein «Spezialgesetz», mit dem er die neuen gentechnischen Verfahren ohne strikte Regeln zulassen will. Wie er in seinem Antrag zum Moratorium schreibt, will er die neuen gentechnischen Verfahren vom Moratorium ausnehmen, sobald das Spezialgesetz in Kraft tritt.

In wenigen Wochen dürfte das «Spezialgesetz» vorgestellt werden. Was schon jetzt klar ist: Eine überwiegende Mehrheit der Schweizer Konsument:innen stehen weiterhin gentechnisch veränderten Lebensmitteln sehr kritisch gegenüber.

Wer wir sind

Im März 2024 wurde der Verein für gentechnikfreie Lebensmittel gegründet. Wir setzen uns als Konsument:innen, Landwirt:innen und engagierte Bürger:innen für gentechnikfreie Lebensmittel ein und haben dazu die Volksinitiative für gentechnikfreie Lebensmittel (Lebensmittelschutz-Initiative) lanciert.

Die Lebensmittelschutz-Initiative ist unser stärkstes Gegengewicht gegen die Pläne der Gentechnik-Lobby: Mit ihr sorgen wir dafür, dass die Wahlfreiheit der Konsument:innen gewahrt bleiben und Mensch, Tier und Umwelt vor den Risiken der Gentechnik geschützt werden.

Die Initiative wird von zahlreichen Organisationen aus den Bereichen Landwirtschaft, Konsumentenschutz und Umweltschutz unterstützt.

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Bundesrat Rösti will ein Spezialgesetz für Gentech-Food